Andreas und Karin Möller haben für ihren Betrieb ein klares Ziel vor Augen. Mehr Tierwohl, weniger Emissionen und einen starken Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit. Ihr neuer Folienstall mit dem Kuhgarten-System ist ein wichtiger Schritt in diese Richtung. Die Geschwister liefern ihre Milch über die Bio-Milcherzeugergemeinschaft der Mittelgebirgsbauern w.V. seit 2016 an die BMI.

Wie kann man einen Betrieb in einer Geschwister GbR weiterentwickeln und für die Zukunft aufstellen, so dass er den zukünftigen Ansprüchen an Tierwohl und Umwelt gerecht wird und gleichzeitig zwei Familien ernährt? Diese Frage trieb Andreas Möller und seine Schwester Karin Möller vor vier Jahren an, als sie nach dem Tod ihres Vaters nach Lösungs- ansätzen Ausschau hielten. Beide haben eine landwirtschaftliche Aus- bildung sowie das Studium der Agrar- wirtschaft absolviert, sodass für sie auf jeden Fall feststand, später in den elterlichen Betrieb einzusteigen. Eine Erweiterung des Milchkuhbestandes lag nahe, aber zuerst stellten sie ihren Betrieb auf den ökologischen Land- bau um. ”Es hat uns gereizt etwas Neues auszuprobieren“, begründet Andreas Möller die Entscheidung.

 

Mehr Tierwohl und weniger Emissionen im Kuhgarten

Auf der Suche nach innovativen Stallbausystemen, die gut zum ökologischen Landbau passen, entdeckten die Geschwister in den Niederlanden einen Folienstall, der sich Kuhgarten-System nennt. ”Wir wollten im Zuge der Erweiterung einen zukunftsfähigen Stall bauen, der nachhaltig ist“, erzählt der Landwirt, ”das Kuhgarten-System bietet das.“ Also haben die Möllers 2018 neben dem bestehenden Stall einen Folien- stall gebaut. Er besteht aus einem Stahlgerüst mit einem Dach aus Folienmembran. Die Seiten sind offen, sodass die Kühe wie draußen stehen, aber eben überdacht. Das Dach lässt 80 Prozent des natürlichen Lichtes durch, was sich laut Andreas Möller positiv auf die Brunst seiner Kühe auswirkt. Die Innenausstattung ist derzeit kompatibel zu einem Boxenlaufstall: Eingestreute Tiefboxen bieten den Kühen Raum zum Wiederkauen und Erholen.

Das soll sich im nächsten Jahr ändern: Dann wird ein Weideboden mit einer Dicke von 12 cm in den Stall gelegt, der den 80 Kühen als Bewegungs- und Auslauf- fläche dient. Die Idee dahinter: Der Harn sickert durch den Weideboden in den darunterliegenden Schacht und wird als Jauche gesammelt. Den Kot sammelt ein Roboter auf und separiert ihn. Anschließend kann er als Festmist auf dem Acker ausgebracht werden. Dadurch sinkt die Ammoniakbelastung enorm, denn Ammoniak entsteht, wenn Harn und Kot in Berührung kommen.

 

 

Pflanzen dürfen im Kuhgarten nicht fehlen

Eine weitere Besonderheit des Kuhgarten-Systems sind die Sträucher und Bäume, die an den Stahlträgern im Stall hochranken eingepflanzt in Hochbeete (1,25 m breit und 20- 30 m lang). Diese bringen nicht nur einen Wohlfühlfaktor in den Stall und beruhigen das Auge von Tier und Mensch, sondern schaffen Rückzugsräume für rangniedere Tiere und speichern zudem CO2. Andreas Möller ist überzeugt, dass im Zuge der Debatten zum Klimawandel langfristig auch Landwirte aufgefordert werden, emissionsarm zu wirtschaften. ”Vorstellbar wäre, dass in Deutschland (wie bereits in den Niederlanden) eine Reduzierung der Ammoniak-Emissionen vorgeschrieben wird“; sagt der Agrarwirtschaftler. ”Das Kuhgarten-System wird diesen Anforderungen gerecht.“

Und die Kühe der Möllers freuen sich. Die Geschwister beobachten, dass sich die Tiere vorzugsweise im Kuhgarten aufhalten. Nachteile sieht Andreas Möller keine an dem neuen Stall. Auch die Baukosten sind mit ca. 3.500 Euro pro Kuhplatz (Stallhülle: Fundament, Dach, Curtains) vergleichbar. Einzig, wenn der Weideboden im nächsten Jahr dazu kommt, entstehen Mehrkosten im Vergleich zu einem normalen Boxenlaufstall.

 

Etwas Neues ausprobieren treibt Umdenken voran

Um den Anforderungen des ökologischen Landbaus an den Platz pro Tier und den Weideauslauf gerecht zu werden, haben die Kühe eine 4 ha große ”Siestaweide“ zur Verfügung. Zusätzlich befindet sich neben dem Altgebäude ein befestigter Auslauf (4 m breit, 50 m lang), den die Tiere ganzjährig nutzen. Eine weitere Besonderheit bei den Möllers sind die behornten Kühe. Dadurch sind 12 m3 Platz pro Kuh kalkuliert. Die Möllers interessieren sich weniger für die jährliche Milchleistung ihrer Tiere, ihnen ist die Lebensleistung wichtig. Sie möchten, dass ihre Kühe mindestens 8-9 Jahre alt werden.

Andreas Möller liebt seinen Beruf. Das eigenständige Arbeiten, der Umgang mit den Tieren, säen, wachsen sehen und ernten – all das bereitet ihm große Freude. Für die Umstellung auf den ökologischen Landbau brauche man auf jeden Fall Mut, so der Landwirt, aber dieser habe sich ausgezahlt. Von den Nachbarn und Freunden haben die Möllers positive Rückmeldung und Zustimmung bekommen. Im Berufsstand selber merken sie, dass die Wertschätzung und Akzeptanz gegenüber verschiedener Wirtschaftsweisen deutlich aufgeschlossener geworden ist. ”Ich genieße es, dass man im ökologischen Landbau viel unabhängiger ist und selbst entscheiden kann“, sagt Andreas Möller. ”Zum Beispiel kann ich mein eigenes Saatgut für die nächste Aussaat verwenden.“ Zwar sei der Ertrag geringer, aber auch der Aufwand habe sich für den Landwirt vermindert, zum Beispiel bei den Pflanzenschutzmaßnahmen. Dafür ist der Erlös mehr als doppelt so hoch.

Eckdaten

Betrieb:
Möller GbR (Kreis Soest)

Tierhaltung:
80 Milchkühe + Nachzucht

Rassen: Holstein Friesian, Braunvieh, Fleckvieh, Jersey

Flächenbewirtschaftung:
60 ha, 
4 ha "Siestaweide" (Auslaufweide)
15 ha Naturschutzgebiet

Fruchtfolge:
Kleegras, Silomais, Brotweizen, Sommerung, (Sommergerste, Hafer), Roggen/Triticale

Niederschlag:
Ø 800 mm

Bodenpunkte:

78-90