Klingt wenig? Ist es auch. Dank Homöopathie konnte BMI-Landwirt Roman Jörg dies erreichen. Ein Vortrag bei den Jungzüchtern hat den Betriebsleiter vor 18 Jahren motiviert, homöopathische Mittel in seinem Kuhstall einzusetzen. Seither wendet der 48-Jährige erfolgreich Homöopathie bei seinen 110 Kühen und der Nachzucht an. Aber das ist noch nicht alles: Öffentlichkeitsarbeit und politisches Engagement sind ihm auch eine Herzensangelegenheit.

Eigentlich hat Roman Jörg Maler und Lackierer gelernt. Da sein Herz immer schon an der Landwirtschaft hing, holte er die Ausbildung zum Landwirt an der Abendschule innerhalb von zwei Jahren nach. Das ermöglichte ihm sein Lehrbetrieb damals. Anschließend absolvierte er den staatlich geprüften Wirtschafter und führte den elter- lichen Betrieb in einer GbR mit seinen Eltern weiter. Damit war der Grundstein für die Weiterentwicklung des Betriebes gelegt.

Es gibt für alles homöopathische Mittel

Kennengelernt hatte der Landwirt die Homöopathie über den frühe- ren Hoftierarzt, der damals schon auf Homöopathie gesetzt und viele Mittel ausprobiert hat. ”Der Vortrag beim Jungzüchterclub hat mich dann motiviert, Homöopathie selbst auf dem Betrieb einzusetzen“, sagt Jörg. Wann und wo man homöo- pathische Mittel nutzt, hat er bei diversen Workshops gelernt. Für den richtigen Umgang mit den Tieren kam dann eine Tierärztin auf den Betrieb und hat Anwendungsmöglichkeiten direkt am Tier gezeigt.” Das ist wichtig, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wann und wie man die Mittel in der eigenen Herde ein- setzen muss“, erzählt der Landwirt.

Homöopathische Mittel gibt es für verschiedenste Probleme. Bei Verletzungen setzt Roman Jörg meist Arnika ein. Für Verhärtungen oder Schwellungen am Euter werden zum Beispiel Belladonna oder Lachesis als gängige Entzündungs- mittel verwendet. Und wenn sich eine Nachgeburt nicht selbst löst, helfe Sabina, so Jörg. Die Mittel werden als Globuli über die Schleimhaut aufgenommen oder subkutan gespritzt. Allerdings muss man die Mittel regelmäßig auf ihre Wirksamkeit hin überprüfen, da sich die Erreger verändern.

Der Milchviehhalter warnt auch: ”Homöopathie ist kein Allheilmittel. Aber je besser die Diagnose ist, desto besser kann die Wirkung sein, weil man ganz genau schaut, welches Mittel passt.“ Die Homöopathie ist aus der Sicht des Landwirtes eine ganzheitliche Behandlung. Das heißt, dass man sich das Problem und die ganze Kuh genau anschaut, also auch die letz- ten Erkrankungen eines Tieres im Blick haben muss.

Tierarztkosten auf 0,2 Cent je Kilogramm Milch gesenkt

Der größte Erfolg für den Betriebsleiter ist, dass er durch die Homöopathie die Tierarztkosten von einem Cent auf 0,2 Cent je Kilogramm Milch reduzieren konnte. ”Ich bin froh, dass wir das so gemacht haben“, erzählt Jörg, ”so behandeln wir heute in 95 Prozent der Fälle homöopathisch.

Das ist auch für unseren Hoftierarzt in Ordnung“, fügt er lachend hinzu. Insgesamt sei es hilfreich, sich regelmäßig mit seinen Berufskollegen über die Behandlungsmethoden und -erfolge auszutauschen. Deswegen hat er mit einigen Landwirten in der Region einen Arbeitskreis Homöopathie gegründet. Das ist aber noch nicht alles.

Öffentlichkeitsarbeit ist ihm ein Herzensanliegen

Denn nicht nur die Homöopathie hat es dem Landwirt angetan. Öffentlichkeitsarbeit spielt für ihn eine ebenso große Rolle. ”Uns ist wichtig, dass die Menschen noch wissen, wie Landwirtschaft funktioniert“, sagt Jörg.

Deswegen bietet der Betrieb in Schondra für Schulklassen ein Programm auf ihrem Hof an. Über das Projekt ”Landfrauen machen Schule“ gibt es gemeinsam mit den Landfrauen verschiedene Aktionen auf dem Hof: Die Kinder probieren das Melken aus, schütteln Butter, füttern Kühe und lernen den Kreislauf kennen, der hinter der Milcherzeugung steht.”Ich frage die Kinder auch ab“, sagt der 48-Jährige zwinkernd, ”sie sollen ja etwas lernen".

Für den Betriebsleiter ist es besonders interessant, wenn die Schüler aus dem Bus steigen und sich erstmal die Nase zu halten, weil es ihrer Meinung nach stinkt. Nach ein bis zwei Stunden ist davon gar nichts mehr zu spüren. Und auch den skeptischen Lehrern kann er immer gut erklären, dass Grassilage fast wie Sauerkraut hergestellt werde und damit ein völlig normales Futtermittel sei. Das versteht laut Jörg jeder. 

Auch wenn sich der zusätzliche Aufwand finanziell nicht lohne, sei es sehr wichtig, sagt Jörg. Sein Appell an die Berufskollegen: ”Öffnet eure Tore und geht auf die Bürgerinnen und Bürger zu. Wir brauchen uns nicht zu verstecken.“ Deswegen engagiert sich der Landwirt auch noch im Gemeinderat sowie im Agrar- und Umweltausschuss der CSU im Landkreis. Auf diesem Weg haben interessierte Politiker die Möglichkeit, seinen Milchviehbetrieb kennenzulernen.

Eckdaten

Betrieb:
Roman Jörg in Schondra (Landkreis Bad Kissingen)

Tierhaltung:
110 Milchkühe + Nachzucht

Flächenbewirtschaftung:
ca. 140 ha, 
davon 50 ha Ackerland
(20 ha Silomais, 30 ha Getreide),
90 ha Grünland
(80 ha Silage, 10 ha Heu)

Fruchtfolge:
Gerste, Triticale, Mais

Niederschlag:
Ø 400 mm

Stadt:
Bad Kissingen