Vom Landmaschinenschlosser zum Betriebsleiter einer Agrargenossenschaft. So kann man den Werdegang von Marko Mattner beschreiben. Der 46-Jährige leitet seit knapp einem Jahr die Geschicke des Mehrfamilienunternehmens Milchagrargenossenschaft Heideland eG, einem vielseitigen Betrieb mit Schwerpunkt Milchviehhaltung. Die Genossenschaft liegt in der Elbaue, südlich der Lutherstadt Wittenberg.

Mit anfänglich 450 Kühen hat sich die Milchgenossenschaft Kemberg seit 1989 aus einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) heraus entwickelt. In anderen Landesteilen Deutschlands würde man angesichts dieser Bestandsgröße erstaunt sein, für die damaligen LPGs waren solche Kuhzahlen für die Betriebe ganz normal. Mit diesem Anfangsbestand hatte der Vorgänger von Marko Mattner, Richard Reiß, die Genossenschaft weiterentwickelt. Das bedeutete auch eine Erweiterung des Tierbestandes. Allerdings mit der Rasse Holstein-Friesian(Schwarzbunt)und nicht mit dem jerseyblütigen schwarzbunten Milchrind (SMR), einer speziellen Züchtung der ehemaligen DDR.

Neuer Stall bringt mehr Tierwohl

Im Laufe der Zeit veränderte sich der Stand der Wissenschaft im Hinblick auf Tierwohl und Stallklima. Das hatte zur Folge, dass mit dem wachsenden Tierbestand optimales Tierwohl nur mit einem neuen Stall vorangetrieben werden konnte. So wurde 2013/2014 ein Boxenlaufstall für 1200 Kühe neu gebaut. Eine Win-win-Situation, denn viele Arbeitsprozesse sind seither auch für die Mitarbeiter besser. Die laktierenden Kühe leben jetzt in einem modernen Stall, was sich positiv auf den Gesundheitsstatus sowie die Milchleistung der Tiere auswirkt. „Der Stall ist an die Bedürfnisse der Kühe nach frischer Luft, viel Bewegung, ausreichend Futter- und Tränkezugänge sowie genügend Liegeplätze ausgerichtet“, erklärt Betriebsleiter Mattner.

Durch vier offene Stallseiten ist das Stallklima im Vergleich zu den Bestandsgebäuden, die früher sogar beheizt wurden, deutlich besser. Wenn es zu heiß wird, springen die Ventilatoren an. Sie werden über einen Temperatursensor vollautomatisch gesteuert. Genauso automatisch fahren die Jalousien herunter, wenn der Wind zu stark ist oder es mal intensiv schneit. Damit entsteht kein Windzug im Stall.

Bei den Boxen handelt es sich um Hochboxen, die 1,25 Meter breit und mit weichen Gummimatten ausgelegt sind. „Dadurch haben sich die Gelenksverletzungen der Kühe deutlich verringert“, sagt Mattner. Auch der Platz am Futtertisch ist im neuen Stall breiter, sodass jede Kuh in Ruhe fressen kann. Ebenso sind die Gänge breiter, damit rangniedere Kühe den ranghöheren Tieren leichter ausweichen und nicht einfach weggedrängt werden können. Damit erreichen alle Tiere den Futtertisch und die Tränke gleichermaßen. „Das bringt mehr Ruhe in den Stall“, ist sich der Betriebsleiter sicher. Die Massagebürsten bieten beste Voraussetzungen für eine tierartgerechte Haltung. Die Kälber, Rinder sowie Trockensteher sind in den Bestandsgebäuden untergebracht.

Ein starkes und verlässliches Team

Um die Arbeiten auf dem Betrieb zu bewältigen, hat Marko Mattner ein 39-köpfiges Team, das in allen Bereichen für einen reibungslosen Betriebsablauf sorgt, darunter auch ein Auszubildender in der Landwirtschaft. Für den Chef bildet das Tierwohl mit dem Wohl der Mitarbeiter eine Symbiose. Aus diesem Grund wurde mit dem Stallbau auch ein Melkkarussell mit 60 Plätzen eingerichtet. Jetzt können die Melker in zwei Schichten zu je acht Stunden arbeiten. „Das ist eine klare Struktur, wie in jedem anderen Unternehmen auch“, so Mattner „und alle sind zufrieden.“ Er ist sehr dankbar für seine motivierten Mitarbeiter. Um diese zu fördern, gibt es auch Weiterbildungen und Schulungen. Wichtig sei bei dieser Betriebsgröße, dass man als Vorgesetzter jeden Mitarbeiter sehe und als Vorbild vorangehe, mit anpackt und auch mal aushelfen kann. „Zufriedene Mitarbeiter haben meist ein gutes Bild von dem Betrieb. Das wiederum hilft bei der positiven Wahrnehmung in der Nachbarschaft und im Dorf“, sagt der Betriebsleiter.

Der Milchautomat ist ein Marketinginstrument

Um die positive Wahrnehmung zu fördern, hat die Agrargenossenschaft vor zwei Jahren in eine Milchtankstelle direkt auf dem Betriebsgelände investiert. Untergebracht in einem kleinen Häuschen werden hier jeden Tag im Durchschnitt 40-50 Liter Milch abgeholt. Das ist nur ein Bruchteil von dem, was die Kühe an Milch geben. Die Milchtankstelle trägt für Marko Mattner aber zu einem guten Image bei. So haben die Verbraucher die Möglichkeit, sich die Tierhaltung aus der Nähe anzuschauen. Das hilft, um Berührungsängste abzubauen und rückt so manches schiefe Bild gerade.

Die Milchtankstelle hilft auch, um mit den Verbrauchern ins Gespräch zu kommen und das sorgt für mehr Verständnis. „Manchen Kunden war zum Beispiel gar nicht bewusst, wie sehr wir Landwirte unter dem trockenen Sommer zu leiden hatten“, erzählt der 46-Jährige.

Des Weiteren hat die Agrargenossenschaft einen Schulungsraum mit Blick auf das Melkkarussell, den immer mehr Schulklassen als Grünes Klassenzimmer nutzen. Dabei lernen sowohl die Schüler als auch die Lehrer von Marko Mattner und seinem Kollegen aus der Tiererzeugung alles Wichtige über die moderne Milchviehhaltung.

In Zukunft möchte Marko Mattner noch mehr Wiedererkennung für die Agrargenossenschaft schaffen. Da dürfen ein Logo und eine eigene Homepage natürlich nicht fehlen.

Zurück zur Übersicht

Eckdaten

Betrieb:
Mehrfamilienunternehmen Milchagrargenossenschaft Heideland eG

Tierhaltung:
1200 Milchkühe + Nachzucht

Flächenbewirtschaftung:
ca. 2000 ha, darunter Grünland, z.T. extensiv; Ackergras; Gerste, Weizen, Roggen, Mais

Erneuerbare Energien:
Biogasanlagen (250 kW, 560 kW), PV-Anlagen

Niederschlag:
Ø 480 mm

Stadt:
Kemberg